Back to school und Bonjour 2020!
- Jana Schmitt
- 23. Jan. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Halli Hallo und ein wunderschönes neues Jahr 2020! Unsere Ferien sind jetzt schon seit fast drei Woche um und der Schulalltag hat alle wieder fest im Griff. Also sitz ich hier nach meiner obligatorischen Siesta (etwas das ich zurück in Deutschland wahrscheinlich sehr vermissen werde) und schreibe diesen Eintrag, wo ich doch eigentlich noch fast 250 Schulaufgaben zu korrigieren hab. Naja, Prioritäten eben...
Da ich bis jetzt noch nicht die Zeit oder Inspiration gefunden habe, von unseren Ferien zu erzählen, will ich das unbedingt noch nachholen. Wir hatten eine super Zeit und ein echt einmaliges Weihnachtsfest, das ich mit der ganzen Familie und allen Gastgeschwistern gefeiert habe. Ganz wie in Deutschland gab es natürlich auch hier unglaublich viel und leckeres Essen, das - wie alles im Senegal - mit anderen geteilt wurde. Wir verbrachten also den 24. Dezember in der Küche und bereiteten für uns und alle muslimische Nachbarn das Festmahl zu, das am Abend vor der Messe verteilt wurde. Eine Tradition, die es natürlich auch andersherum gibt und die zeigt, wie gut hier das Zusammenleben und der interreligiöse Dialog gelebt werden. Das war wirklich - neben unserem Chorauftritt in der Messe - mein Highlight der Weihnachtsfeiertage.


Nachdem wir dann am 27. noch auf einer vierfach-Hochzeit (!!!) in Fandene, dem Heimatdorf unserer Gastmutter Josephine, eingeladen waren, machten wir uns am Sonntag auf den Weg in den Küstenort Somone, wo Annegret und ich gemeinsam am Strand das Jahr ausklingen ließen. Dort hatten wir uns für 4 Tage ein Zimmer gemietet und verbrachten unsere Zeit hauptsächlich mit Baden und Sonnen. Während dieser Zeit habe ich ganz bewusst genießen und wertschätzen können, wie schön wir es hier doch haben! In einem fremden Land zu zweit am Strand ins neue Jahr zu starten war jedenfalls eine sehr aufregende Erfahrung.




Zurück in Thies stürzten wir uns mit neuer Energie und voller Tatendrang in die Hochzeitsvorbereitungen. Denn wer die letzten Blogeinträge verfolgt hat, weiß, dass am 4. Januar die Hochzeit unseres Gastbruders Paul anstand. Schon Wochen vorher begannen die Vorbereitungen für die Riesenparty. Sogar unser Haus bekam einen neuen Anstrich und wurde blitz und blank geputzt für den großen Tag. Die letzten Tage vor der Hochzeit und auch die gesamte Woche danach, vergingen wie im Rausch. Unser Zuhause wimmelte von (teilweise fremden) Menschen, die gekommen waren um zu gratulieren, bei den Vorbereitungen zu helfen oder ihr Lager aufzuschlagen. Viele Familienmitglieder, die von weiter weg angereist waren, verbrachten nämlich die Tage bei uns. Auch in der Küche wurde es nie still: Fattaya, Akkara, Beignets und Minipizzen - in Rekordarbeit wurden Snacks fürs Wochenende vorbereitet. Auch bei der Herstellung der lokalen Säfte (Baobab, also aus der Frucht des Affenbrotbaums; Bissap, also Hibiskusblüte; Didakh - das kann ich leider selbst nicht beschreiben, irgendwas sehr grünes; und Ingwer) durften wir helfen und hatten am Ende des Tages tatsächlich 300 Flaschen gefüllt. Bei der Anzahl der Gäste ganz selbstverständlich. Am Samstag machten Annegret und ich uns schon früh an die Arbeit, denn wir waren für die Tischdeko verantwortlich. Ein paar Stunden und 65 Windlichter später war es dann auch fast schon Zeit sich fertig zu machen. Die Messe fand um 4 Uhr in der großen Kathedrale statt, von wo aus dann gemeinsam zur Hochzeitslocation, einem nahegelegenen Schulhof, umgezogen wurde. Die Dimensionen hier sind wirklich der Wahnsinn. Zwar wussten wir, dass es keine kleine Feier werden würde, aber bei 600 Gästen am Samstag und fast 1100 am Sonntag bei der traditionellen Hochzeit war ich wirklich ziemlich überwältigt. Ich bin sehr glücklich, dass wir so ein großes und einmaliges Ereignis im engeren Kreis der Familie hautnah miterleben durften.





Nachdem sich das Haus nach einer Wocher wieder geleert hatte und die letzten Gäste abgereist waren, habe ich am Freitag mit Freunden und Familie in kleiner Runde auf der Dachterasse meinen Geburtstag nachgefeiert.



Vergangene Woche hatten wir mal wieder die Möglichkeit eine deutsche Reisegruppe aus Bamberg zu begleiten und konnten so wieder ein paar neue Orte im Senegal kennenlernen.
Den Samstag verbrachten wir zusammen in den Klostern Keur Moussa und Keur Guilaye. Ersteres ist für den Anbau von Früchten bekannt, die dann in eigener Produktion zu Säften und Likören weiterverarbeitet und verkauft werden. Im Frauenkloster Keur Guilaye stellen die Schwestern Hostien her und liefern diese an Pfarreien in ganz Senegal. Allein an die Diözese Thies werden alle 1,5 Monate 90 000 Hostien geliefert. Die Maschine, die zur Herstellung benutzt wird, wurde vom aktuellen Präsidenten Macky Sall gestiftet und ist ein Symbol des interreligiösen Dialogs und Interessensaustauschs.







Mein Highlight der Woche war aber der Besuch der wunderschönen Insel Gorée vor Dakar, die vor allem wegen ihrer traurigen Geschichte ein beliebtes Touristenziel ist. Aufgrund ihrer Lage als westlichster Punkt Afrikas wurde die Insel während der Kolonialherrschaft von den Franzosen, Engländern und Niederländern als Sklavenumschlagsplatz benutzt. Noch heute lassen die im Kolonialstil erbauten Häuser erahnen, wer neben den Sklaven auf dieser Insel lebte. Von hieraus wurden Millionen von Männern, Frauen und Kindern nach Amerika verschifft, wo sie auf Plantagen oder als Haussklaven arbeiten mussten. Der Sklavenhandel war ein grausamen Geschäft. Nachdem sie von den Königen oder Fürsten ihres eigenen Landes an die europäischen Mächte verkauft wurden, wurden sie auf die Insel gebracht. Dort mussten sie die Zeit bis zur Überfahrt in sogenannten Sklavenhäusern verbringen, wo streng aussortiert wurde. Männer beispielsweise, die ein Körpergewicht von 60 kg nicht überschritten, wurden wochenlang gemästet um die beschwerliche und lange Schiffsreise überstehen zu können. Das war jedoch noch lange keine Garantie fürs Überleben. Für viele dieser Menschen war es eine Reise in den Tod - sie kamen niemals auf dem Festland an, da sie an Krankheiten oder Unterernährung starben. Für alle aber galt: Sie würden nie wieder in ihre Heimat zurückkehren.









Ich hoffe, Euch haben die Eindrücke gefallen. Ba bene yone! Jana
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